Goethes Faust Teil 2

Erster Akt


 


Die Aktion mit Gretchen ist ja nicht ganz so rund gelaufen, wie Sie bereits in Teil 1 gelesen haben.


Unser Faust ist körperlich und nervlich total am Ende.


Unruhig, übermüdet und auch ein bisschen vom schlechten Gewissen geplagt liegt er nun auf einer Wiese und versucht verzweifelt, einzuschlafen.


So ganz haut das aber nicht hin.


In der Dämmerung sieht er über sich einen Geisterkreis schweben.


Ob daher wohl der vielzitierte Ausdruck „geistige Umnachtung“ stammt?


Wie auch immer. Mit Geistern hat er es ja, unser Faust. Und nachdem die Sache mit dem Erdgeist in Teil 1 ja eine Nullnummer war, versucht er es diesmal mit dem Luftgeist Ariel.


Der Kerl heisst ja genauso wie das Waschmittel. Ein Jammer, dass ich für diese geschickte Produktplatzierung keinen Werbevertrag bekomme.


Zur Findung des Lebenssinnes hat Ariel jedenfalls nicht allzu viel beizutragen.


Aber immerhin meint er es gut mit Faust und weist darum seine Elfen an, diesen in den heilenden Schlaf des Vergessens zu hüllen.


 


Das Ganze wirkt besser als jedes Schlafmittel, als geheilt kann man unseren Heinrich aber dennoch kaum bezeichnen.


Denn kaum ist er, fit wie ein Turnschuh und ausgeschlafen wie der Morgentau wieder wach, hat er nichts anderes zu tun, als augenblicklich wieder nach dem höchsten Dasein zu streben.


Er hat doch tatsächlich rein gar nicht dazugelernt, unser Faust.


Nun steht er da wie ein Hans – Guck – in – die - Luft und starrt in den Himmel, da er dort das Geheimnis dessen vermutet, was die Welt im innersten zusammenhält.


Die Sonne macht ihm mit ihren grellen Strahlen einen Strich durch die Rechnung und zwingt ihn so, auf die Erde zu schauen.


Das kann den Unverbesserlichen natürlich nicht von seinem Vorhaben abbringen.


Ein Regenbogen spiegelt sich auf der Erde und Faust versucht, in diesem den Sinn des menschlichen Strebens zu erkennen.


Übrigens vergebens.


Ein paar Psychopharmaka hätten ihm sicher nicht geschadet, um ihn von seinen Hallus zu befreien.


Mal sehen, wo das noch hinführen soll.


 


Inzwischen ist einige Zeit vergangen und es ist Karneval.


Mephisto befindet sich im Palast des Kaisers, bei dem er einen Job als Hofnarr angenommen hat.


Vielleicht zieht ja so einmal ein bisschen Humor in sein grundböses Wesen ein.


Im Thronensaal warten alle total aufgemotzt und rausgeputzt auf das Eintreffen des Kaisers, der schliesslich mit einem Astrologen an seiner Seite den Thron besteigt.


Der Kaiser ist eigentlich in Partylaune und will Karneval feiern, muß sich aber erst einmal das Gejammer seiner Untertanen anhören.


Und die geben so richtig Gas.


Der Kanzler, der Hofmarshall, der Heermeister, alle beklagen sich über ein- und dasselbe: Zu wenig Kohle.


An manchen Themen ändert sich doch wirklich nie was.


Die Stimmung des Kaisers ist kurz vorm Kippen und innerlich verflucht er seinen Horoskop-Dichter, der ihn ja nun wirklich hätte warnen können.


Aber zum Glück ist ja unser Mephisto da. Der schafft Abhilfe, indem er mal eben alle Bodenschätze und Schatzfunde dem Kaiser zuspricht und nebenbei noch die Deckung des Papiergeldes verändert.


Zu Gunsten der Kaufkraft, versteht sich. So einfach geht das.


Da könnten sich unsere Politiker jetzt wirklich mal `ne Scheibe von abschneiden und so den totgeglaubten Mittelstand zu neuem Leben erwecken. Aber das nur am Rande.


Jedenfalls ist das leidige keine-Knete-Thema erst mal vom Tisch und nun kann endlich Karneval gefeiert werden.


 


Dazu erscheinen jede Menge antiker und historischer Personen aus der römischen Geschichte.


Auch Faust, Mephisto und der Kaiser mischen sich maskiert unter die Gäste.


Ich könnte nun eine Who-ist-Who-Liste mit den Namen der römischen Gestalten erstellen.


Aber das erspare ich mir und Ihnen.


Wer die ernsthaft wissen will, lese sie bitte im Original nach.


Nur soviel sei gesagt: Mephisto verkörpert die Hässlichkeit und den Geiz, der Kaiser die Vergnügungssucht, der Knabe Euphorion, den wir erst noch kennenlernen werden, die Poesie.


Und unser Faust soll als Sinnbild des Reichtums alle Geldsorgen des Kaisers vertreiben.


Am Ende der Fete entsteht ein flammendes Inferno, das die Masken aller Anwesenden verbrennt und von Faust gelöscht wird.


Ganz ehrlich - so ganz hatten die doch nicht alle Latten auf dem Zaun damals.


Ich bin mir sicher, dass Faust Goethe etwas von seinem Zaubertrunk abgegeben hat, bevor der diese Szene geschrieben hat.


Und ich kann nun zusehen, wie ich das wirre Ergebnis zusammengefasst kriege.


Nun gut, die Masken sind gefallen und in Schutt und Asche gelegt und der Kaiser erholt sich in seinem „Lustgarten“ von der Party.


Mephisto und Faust hängen da auch rum und so erzählt der Kaiser Faust, dass er zukünftig mehr Partys schmeißen will.


Vorerst soll Faust ihm Helena und Paris, die Urbilder der Schönheit, an seinen Hof holen.


Die römischen Götter reichen dem Kaiser wohl nicht aus, jetzt müssen auch noch die griechischen her.


Ganz schön vergnügungssüchtig ist er geworden, der Kaiser, seitdem ihn seine Berater mit dem Spaß am Geld ausgeben angesteckt haben.


 


Faust hat absolut keine Ahnung, wie er Helena und Paris an den Start kriegen soll und klagt Mephisto sein Leid.


Unser Teufel wäre nicht der Teufel, hätte er nicht schon wieder eine Lösung parat.


Die Sache ist ganz easy.


Faust braucht bloß einen magischen Schlüssel aus dem dunklen Reich der Mütter, dem tiefsten Martyrium, zu holen und wird durch diesen an den glühenden Dreifuß gelangen, mit dem er Helena und Paris gefügig machen kann.


Na, wenn´s weiter nix ist.


 


Die Sache ist geritzt. Faust macht sich auf den Weg ins Reich der Mütter.


Mephisto ist unterdessen genervt, da er ständig vom Hofvolk genötigt wird, dessen Wewehchen mit seinen Hexenküchenkünsten zu heilen.


Sich mit solchen Lappalien wie  Sommersprossen oder Liebeskummer zu beschäftigen, geht unserem Teufel aber natürlich gehörig gegen den Strich.


 


Währenddessen hat Faust die Geister der Helena und des Paris aufgetrieben und diese treten für den Kaiser auf.


Sie spielen die Szene des Raubes der Helena und bei Faust vermischen sich mal wieder Realität und Illusion.


Er kriegt es nicht klar, dass es sich nur um ein Theaterspiel handelt und stürmt mutig wie ein Löwe auf die Bühne um die schöne Helena zu retten.


Und das war´s dann auch mit der Aufführung. Die Geister haben keinen Bock, sich in ihr Drehbuch reinreden zu lassen, lösen sich in Luft auf und hinterlassen einen total paralysierten Faust.


 


Es wird einfach nicht besser mit ihm, er driftet noch völlig ab.


An dieser Stelle ist ganz sicher die Frage erlaubt, wie gaga unsere Hauptperson im Laufe des Dramas wohl noch wird.


Soviel sei verraten: das Endstadium seiner zu vermutenden Psychose ist noch lange nicht erreicht.


 


 


 


Zweiter Akt


 


Mephisto betritt das alte Studierzimmer von Faust. Sie wissen schon, das kreative Chaos aus Teil 1. Es sieht auch noch genauso aus wie früher.


Er entdeckt die Feder, mit der Faust und er seinerzeit den teuflischen Pakt unterschrieben haben.


Keine Sorge, der Teufel wird jetzt nicht melancholisch.


Er führt wie erwartet mal wieder nicht Gutes im Schilde.


Er verkleidet sich mit Faust´s Doktormantel als Dozent und empfängt den neuen Professor, der an Wagners Stelle getreten ist.


So erfährt er, dass Wagner sich inzwischen ganz der Naturwissenschaft verschrieben hat und an einem hochgeheimen Projekt arbeitet.


Das weckt natürlich Mephisto´s Neugier und er schickt den neuen Prof los, Wagner herbeizuholen.


Während der davoneilt, trifft unser Teufel einen alten Bekannten wieder.


Der Schüler, bei dem er sich damals als Professor Faust ausgegeben hat, taucht auf.


Er hat an Selbstbewusstsein dazugewonnen und anstatt den großen Meister zu bewundern, ist er inzwischen der Meinung, diesen locker in die Tasche zu stecken.


Mephisto lässt sich auf das Spielchen ein und mimt ironisch den Unterlegenen.


 


Zurück zu Faust. Der ist nach der missglückten Helena-Rettungsaktion vor Schreck ohnmächtig geworden und Mephisto versetzt ihn in sein altes Studierzimmer, wo er nun auf dem Bett liegt.


Besonders fürsorglich ist unser Mephisto ja bekanntlich nicht, und so hat er Besseres zu tun, als sich um seinen alten Verbündeten zu kümmern.


Da Wagner nicht freiwillig aufgetaucht ist, sucht Mephisto ihn nun in seinem Labor auf.


Wagner ist gerade dabei, den ersten künstlichen Menschen der Welt zu erschaffen, den Homunkulus.


 


 


Wie bezeichnend, dass dabei nun unser Teufel anwesend ist.


Und so richten sich die ersten Worte des Homunkulus an Mephisto und er bedankt sich bei ihm, dass der in dieser Stunde bei ihm ist.


Das dürfte Wagner nicht so gut gefallen haben, schließlich ist er doch hier der Dr. Jekyll.


 


Homunkulus sieht im Nebenzimmer Faust auf dem Bett liegen und kann seine Gedanken lesen.


Die drehen sich mal wieder um schöne Frauen, allen voran Helena.


Na, über Gretchen scheint er ja schnell hinweggekommen zu sein.


Homunkulus beschließt, zur Walpurgisnacht nach Griechenland aufzubrechen, weil er dort Helena vermutet.


Mephisto hat nichts dagegen. Er hat die thessalischen Hexen im Kopf, die wirklich rattenscharf aussehen.


So folgt der Teufel Homunkulus.


Immerhin ist er aber so gnädig, den schlafenden Faust mit nach Griechenland zu schleppen.


 


Dort angekommen erscheint die thessalische Hexe Erichtho als Vorbotin der Walpurgisnacht.


Und wie wir es ja nun schon kennen, verwirrt diese düstere Botschafterin ihre Zuhörer, indem sie die vorolympische Zeit, die römische Zeit und den griechischen Befreiungskampf gehörig miteinander vermischt.


Keine Ahnung, was die vorher eingeworfen hat, aber es könnte garantiert eine Marktlücke schließen.


Das Gefasel hat auch erst ein Ende, als Mephisto, Faust und Homunkulus als Luftfahrer den Ort erreichen. Erichtho haut bei diesem Anblick ganz schnell ab. Kann man ihr ja nicht verdenken.


 


Faust erwacht unterdessen auf einem antiken Schlachtfeld, auf dem Caesar einst Pompejus besiegte, und sammelt durch die Berührung mit dem Boden neue Kräfte.


Er sucht Helena und landet mal wieder in der Unterwelt.


Mephisto hingegen ist auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer.


Leider will ihn keine ranlassen und er blitzt bei den Hexen und Sphinxen voll ab.


Also heckt er frustriert einen neuen Plan aus, wie er Faust zur absoluten Erfüllung bringen kann.


Er macht sich auf in die Höhle der Phorkyaden.


Diese drei Tussen sind die Töchter des Chaos und haben gemeinsam nur einen Zahn und ein Auge.


Und diesen Zahn und das Auge leihen sie tatsächlich Mephisto, damit der in die Gestalt der Phorkyas, der Leiterin von Helena´s Chor, schlüpfen kann.


Das ist nach dem Geschmack unseres Teufels, denn so will der elende Kuppler Helena und Faust zusammenführen, um endlich seine Wette zu gewinnen.


 


Ach ja, und dann ist da ja noch Homunkulus. Mal gucken, wo der abgeblieben ist.


Er hat sich in den Kopf gesetzt, ein richtiger Mensch zu werden und ist dabei bei den beiden Vorsokratikern Anaxagoras und Thales gelandet, von denen der eine das Lebendige im Feuer, der andere den Lebensursprung hingegen im Wasser sieht.


Er entscheidet sich für das Wasser, weil sich Thales als etwas geduldiger erweist.


 


Gemeinsam versuchen die beiden nun von Nereus, dem Greis des Meeres, etwas über das Geheimnis des Entstehens zu erfahren.


Nereus kann aber keine Menschen leiden und sieht es nicht ein, Homunkulus zu helfen.


So schiebt er den schwarzen Peter weiter an Proteus, der sich ständig in viele verschiedene Gestalten verwandelt. Womit er in diesem Werk ja nicht allein dasteht.


Proteus hat einen steinernen Delphin, mit dessen Hilfe er sich fortbewegt. Homunkulus besteigt den Delphin und zerschellt mit ihm am Muschelwagen der Meeresgöttin.


Klingt wie eine Szene aus einem Horrorfilm, finde ich.


Naja, wenigstens sind wir Homunkulus hoffentlich schon mal los.


 


 


 


Dritter Akt


 


Helena soll für den König eine Opferzeremonie vorbereiten.


Leider hat der König vergessen, ihr zu sagen, was beziehungsweise wer geopfert werden soll.


Nämlich sie selbst.


Sie ahnt es aber und ist darum ganz schön mies drauf.


Als sie das Schloß inspiziert, welches nach dem Krieg um Troja verlassen da liegt, trifft sie unseren Mephisto in Gestalt der Porkhyas.


Er bietet ihr an, sie und ihren Chor auf eine Burg zu bringen, wo sie angeblich absolut sicher sein sollen. Helena nimmt den Vorschlag erleichtert an.


 


Der König lässt sich jedoch so leicht nicht abschütteln, wird aber von Mephisto besiegt.


Helena und ihr Gefolge sind happy und Mephisto schafft Faust heran.


Sein Plan scheint aufzugehen. Helena und Faust beginnen eine Affäre und zeugen einen Sohn, Euphorion.


Der ist uns ja schon im ersten Akt begegnet, obwohl er da noch gar nicht geboren war.


Ein Hoch auf die dichterische Freiheit.


Euphorion macht seinem Namen alle Ehre und überschätzt seine Kräfte.


Bei einem übermütigen Flugversuch kommt er schließlich ums Leben.


Ist wohl nicht so ganz geglückt, die Landung nach dem Höhenflug.


 


Am Ende dieser Szene hat Mephisto einen Auftritt nach seinem Geschmack.


Mit viel Tamtam, Rauch, Blitz und Donner, wie bereits im ersten Teil bei seiner Verwandlung aus dem Pudel, legt er die Gestalt der Chorleiterin ab und gibt sich zu erkennen.


Das hat Gänsehautfaktor!


 


 


Vierter Akt


 


Faust ist aus den vom ihm selbst erschaffenen Arkadien in ein Hochgebirge getragen worden und phantasiert mal wieder, diesmal beim Betrachten einer Wolke.


Mal sieht er Helena darin, dann wieder holen ihn Bilder aus Kindheitstagen ein.


Mephisto nutzt indes zur Fortbewegung Siebenmeilenstiefel und behauptet, das Erzgebirge höchstpersönlich gemacht zu haben. Was für ein Angeber.


Faust kann er damit jedenfalls nicht beeindrucken.


Der hat nämlich andere Sorgen.


Er hat endgültig die Nase von den Frauen voll und beschließt deshalb, lieber die Gewalt und Kontrolle über die Natur haben zu wollen. Auch das noch.


Mephisto ist genervt. Jetzt hat er sich so abgerackert, um Faust mit Helena zusammenzubringen und immer noch sagt der die entscheidenden Worte nicht.


Aber unser Teufel gibt nicht auf.


Der Kaiser befindet sich sowieso gerade in einem Krieg gegen einen Gegenkaiser und so entscheidet Mephisto, ihm aus der Patsche zu helfen, um als Gegenleistung Land für Faust zu verlangen.


Dabei sollen ihm die drei Gewaltigen helfen.


Und die haben so lustige Namen, dass ich sie Ihnen nicht vorenthalten will.


Sie heißen Raufebold, Habebald und Haltefest.


Diese Namen in Kombination mit den Siebenmeilenstiefeln haben mich kurz zweifeln lassen, ob ich nicht versehentlich ein Buch von den Gebrüdern Grimm erwischt habe, aber ein Blick auf den Buchrücken bestätigt: Wir haben es hier wirklich mit Goethe zu tun.


 


Mephisto, Faust und die drei Gewaltigen schlagen die Gegner des Kaisers in die Flucht und trotzen auch noch den Plünderern, die sich im Anschluss den Schatz unter den Nagel reißen wollen.


Nach dem Sieg erfolgt das große Länderverteilen.


Der Kaiser gibt erst einmal vier Fürsten ganz schön viel davon, weil sie ihm tapfer zur Seite standen.


Dann mischt sich der Erzbischof ein.


Der hat nämlich geschnallt, dass der Sieg nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, droht damit, das zu verraten und hält ordentlich die Hand auf.


Wie scheinheilig.


Aber das kennen wir ja schon von dem Pfarrer aus Teil 1, der Gretchens Schmuck gezockt hat.


 


Faust bekommt immerhin einen Bezirk am Strand zugeteilt. Besser als gar nichts.


Aber wird ihn das nun endlich zufriedenstellen?


 


 


 


 


Fünfter Akt


 


Nicht wirklich!


Faust gefällt sich ganz gut in seiner Rolle als Herr des Landes, aber er kriegt den Hals einfach nicht voll.


Bis auf eine kleine Hütte, in der ein altes Paar lebt, erinnert nichts mehr an die vergangenen Zeiten.


Und diese Hütte will Faust natürlich auch noch haben.


 


Erst einmal ist er aber dabei, dem Meer Land abzujagen, um seinen Besitz zu vergrössern.


Die alten Leute aus der Hütte erzählen in der Zwischenzeit einem Wanderer, dass nachts merkwürdige Dinge geschehen.


Sie haben Flammen und Rauch gesehen, begleitet von einem fürchterlichen Getöse.


Und morgens hatten sie dann plötzlich einen Damm vor der Nase.


Sie sind davon überzeugt, dass Faust ein begnadeter Techniker ist.


Aber wir können uns ja denken, wer da wieder seine Hände im Spiel hat…


 


 


Die Zeit vergeht und unser Heinrich ist inzwischen ein alter Tattergreis geworden.


Da hilft auch kein Verjüngunstrunk mehr.


Leider ist die Weisheit komplett an ihm vorbei gegangen, denn er ist total unzufrieden, weil er noch immer nicht die Hütte der beiden Alten in Besitz nehmen konnte.


Gerade von dort aus will er aber sein komplettes Werk betrachten.


 


Mephisto hat sich vorerst vom Acker gemacht. Faust geht ihm mit seinen ständigen Forderungen auf die Nerven.


Er braucht jetzt erst mal eine entspannende Abwechslung.


Und so zieht er mit seiner ganz persönlichen Dreieinigkeit bestehend aus dem Krieg, dem Handel und der Piraterie über die Meere und kapert rücksichtslos alles, was ihm in die Quere kommt.


So lässt es sich leben, denkt sich der Teufel.


Aber irgendwann fällt ihm ein, dass er ja immer noch nicht seine Wette gegen Faust gewonnen hat und so kehrt er zu ihm zurück.


 


Sogleich jammert unser Heinrich dem Teufel die Ohren voll und setzt ihn unter Druck, die Alten endlich aus der Hütte zu vertreiben, da er von dort aus den besten Überblick über sein Land habe.


Was ist bloß aus unserem Faust geworden! Der Umgang mit dem Teufel scheint ihm wirklich nicht gut zu tun.


Mephisto hätte sich zwar lieber mit seinen zwielichtigen Kumpanen an der reichen Beute erfreut und ein Fest gegeben, aber ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich etwas einfallen zu lassen, um Faust endlich zufriedenzustellen. Und so schreitet er zu Tat.


 


Faust harrt derweil der Dinge und hört dem Gesang des Türmers zu, der in seinem Song in allen Einzelheiten beschreibt, dass die Alten grausam zu Tode gekommen und ihre Hütte niedergebrannt worden sei.


 


Naja, mit der Realität nimmt es unser alternder Gigolo ja nicht so genau.


Schließlich hat Mephisto ihm erzählt, die Alten seien freiwillig ausgezogen und er habe ihnen zum Dank dafür ein viel größeres Haus geschenkt.


Und wer käme schon jemals auf die Idee, dass ein Teufel lügen würde.


Faust jedenfalls  hat wichtigeres im Kopf und beschwert sich bei Mephisto, dass dieser die schönen Linden niedergebrannt hat, auf denen er sich seinen Hochsitz bauen wollte um über das inzwischen weit entfernte Meer zu blicken.


Und so langsam dämmert ihm auch, das wohl doch was dran sein könnte an dem neuesten Hit des Türmers.


Er stellt Mephisto zur Rede.


Der gibt zähneknirschend zu, dass er mit den drei Gewaltigen Habebald, Raufebold und Haltefest wohl nicht die optimalste Wahl zu einer Umsiedlung der Alten getroffen habe.


Die drei Blödmann´s Gehilfen haben die Sache eben auf ihre Art erledigt.


Da die Alten nicht freiwillig gehen wollten, erschreckten sie sie zu Tode und legten alles in Schutt und Asche.


Faust ist sauer und schnauzt Mephisto mit den Worten „Wart Ihr für meine Worte taub? Tausch wollt ich, keinen Raub!“ an.


Mephisto kontert, dass das ja wohl aus Faust´s Aufforderung „So geht und schafft sie mir zur Seite.“ nicht hervorging.


 


Tja, bei einem Handel mit einem solch finsteren Gesellen sollte man wohl wirklich jede Silbe auf die Goldwaage legen.


Das wird sich Faust aber merken und wer weiß, vielleicht schlägt er am Ende den Teufel noch mit seinen eigenen Waffen.


 


Zunächst hat unser Heinrich aber nichts anderes im Sinn, als das Geschehene ganz schnell zu verdrängen. Ausserdem will er raus aus der Macht des Teufels.


Das klappt auch ganz gut, bis ihm vier graue Weiber begegnen.


Der Mangel, die Not und die Schuld in Persona versuchen, ihn zu erreichen und machen ihm reichlich Vorwürfe.


Schließlich hat er ja nun schon einige Menschen auf dem Gewissen und kümmert sich auch trotz seines großen Reichtums einen Kehricht um die Armen seines Landes.


Es scheint, als habe der Egoismus vollständig Besitz von Faust ergriffen, denn all das lässt ihn kalt.


Doch dann greift die vierte alte Dame, die Sorge, zu einer List und lässt Faust erblinden.


So ist der Gute nun auf sein Innenleben reduziert. Ob ihm das wohl gefällt?


Ausserdem wüsste ich zu gern, wo diese Dame wohl wohnt und ob sie noch Aufträge entgegen nimmt.


 


Die Zeit vergeht.


100 Jahre alt, blind, des Lebens müde und nun buchstäblich ohne jeden Durchblick beschliesst Faust, den Bedürftigen zu helfen und ihnen das Land zu geben, das er dem Meer abgeluchst hat. Gesagt, getan.


Mit dieser großen Tat hofft er, sich in der Menschheit ein Denkmal errichtet zu haben und findet so endlich den lang ersehnten Sinn seines Lebens.


 


Glücklich bekennt er: „ Zum Augenblicke dürft´ ich sagen: Verweile doch, Du bist so schön(…)“.


Doch halt! Kein Grund zur Panik! Die Wette hat Heinrich trotzdem nicht verloren.


Das kleine Wörtchen „dürft´“ hat ihn aus den Klauen des Teufels gerettet.


Was so ein Konjunktiv alles kann. Beeindruckend.


 


So schnaubt nun unser Mephisto vor Wut und unser Faust kann in der Gewissheit sterben, ihm nicht auf ewig in der Unterwelt dienen zu müssen.


 


Unser Teufel wäre aber nicht der Teufel, würde er sich mal so eben geschlagen geben.


Nachdem Faust gestorben ist, lauert Mephisto an seiner Leiche, um sich seine Seele nicht durch die Lappen gehen zu lassen.


Aber auch die Gegenseite ist mit allen Wassern gewaschen.


Der Chor der Engel streut nun Rosen, welche Mephisto in Liebesgelüste ausbrechen lassen.


Zu deutsch: der Teufel ist spitz wie Nachbar´s Lumpi und stellt nun seinen höllischen Gehilfen, den Lemuren, die Faust´s Grab ausgehoben haben, auf´s Übelste nach.


Die fühlen sich so bedrängt, dass sie auf der Flucht vor Mephisto „ ärschlings in die Hölle stürzen“.


Was für eine lustige Vorstellung!


Mangels brauchbarer Objekte seiner Begierde macht sich Mephisto nun an die Engel ran, weil ja sonst keiner mehr da ist.


Unnnötig zu erwähnen, dass er natürlich nicht zum Ziel kommt, doch er verausgabt sich in seiner Rage derart, dass ihm selbst hören und sehen vergeht.


 


Als er wieder zur Besinnung kommt, sind die Engel mitsamt Heinrich´s Seele verschwunden und der Teufel hat das Nachsehen.


 


Faust hingegen werden seine Sünden vergeben und er wird von den Engeln in den Himmel getragen, nachdem ihm sicherheitshalber noch Gretchen erschienen ist, die ihm vorausgeht.


Nicht, dass er es sich in letzter Minute doch noch mal anders überlegt hätte mit seinem Abschied von der Erde.


Die beiden sind also in der Ewigkeit vereint und somit wäre das Happy End perfekt.


 


 


Und die Moral von der Geschicht`? Den dritten Teil, den gibt es nicht J.


© Faride Sabat,2011,Essen